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Simpozij OBDOBJA 37 Elementen keineswegs. Zugleich offenbart sich das literarische Schreiben nicht als geheimnisumwitterte, den einsamen Dichter aufzehrende Aktivität, sondern als eine Praxis, die sich zwar der Schrift zuwendet, ihr jedoch nicht verfällt. Denn das Medium ist (ebenso wie der Produzent) nur Teil des Prozesses, der als Montage verschiedener 10 Umstände, Aktionen und Elemente, eben als Operationskette, zu denken ist. Benjamin: »Die bedeutende literarische Wirksamkeit kann nur im strengen Wechsel 11 von Tun und Schreiben zustande kommen«. (Benjamin 1991a: 85). Genau das ist dann die »fortschrittliche literarische Technik« des »operierenden Schriftsteller[s]« (ebd.), die sich der Straßentauglichkeit der Schrift aktiv aussetzt, d.h. diese nicht allein auf die Straße begleitet, sondern den Text auch von da aus herbeizitiert bzw. montiert. So gesehen, ist das Café ganz buchstäblich ein Operationssaal, der den Zugriff auf wie den Eingriff in den Text auf fast schon ideale Weise ermöglicht. Denn nicht allein bietet es selbst straßentauglichen Lesestoff in einer schon, so bemerkt es Kraus, »erdrückende[n] Fülle«. Es sind auch die »Riesenfenster des Kaffeehauses« (Lasker-Schüler: 104), die den Blick auf Zeitungskioske, Flugblätter, Reklamen und Litfaßsäulen, d.h. ein »dichtes Gestöber von wandelbaren, farbigen, streitenden Lettern« freigeben. Dazu kommt nicht zuletzt das »Stimmengewirr« sowohl der Gäste als auch der Kollegen, das die Textproduktion, indem es sie akkompagniert, anleitet und beeinlfusst. Oder anders gesagt, d.h. direkter an Benjamins »Schriftbild« sowie dessen Titel – Poliklinik – anknüpfend: In Benjamins Konzeption fortschrittlicher literarischer Praxis kann das Kaffeehaus zur Schnittstelle zwischen dem Betrieb der Straße und der ihr zugewandten Schreibszene werden, weil dieser Arbeitsplatz die Operation am Text von stationär auf ambulant umstellt: Nicht der um Leben und Tod ringende, groß angelegte Eingriff, sondern die kurze und präzise Intervention, die den »Patien- ten« noch am selben Tag wieder auf die Straße entlässt, ist auf der Höhe literarischer Wirksamkeit. Denn diese Intervention bildet »ihre prompte Sprache« anhand von »Flugblättern, Broschüren, Zeitschriftenartikeln und Plakaten aus«. (Benjamin 1991a: 85). So »entspricht« sie »ihrem Einlfuss in tätigen Gemeinschaften besser [...] als die anspruchsvolle universale Geste des Buchs« (ebd.). Exakt dazu lädt nun der öffentliche Raum des Cafés in jeder Hinsicht ein, da er einerseits zum Blick auf die Straße und deren Schrift auffordert, andererseits dem Schriftsteller im Gewühl einen Aufenthalts- und Treffpunkt zur Verfügung stellt. Wiederum analog zur Poli- klinik kann das Kaffeehaus darin zum Ausbildungsplatz werden, insofern das Publi- kum der Operation nicht notwendig in Passivität verharrt. Vielmehr führt die Straßen- tauglichkeit der Literatur zu deren Demokratisierung, in der jeder »Lesende« bereit 10 Vgl. zum Begriff der »Operationskette« Schüttpelz 2008. 11 Wie weit diese Orientierung gehen kann (nicht: muss), erläutert Benjamin am Beispiel Sergej Tretjakow: Dessen Buch Feld-Herrn ist Teil folgender Operationskette: »Einberufung von Massenmeetings; Sammlung von Geldern für die Anzahlung auf Traktoren; Inspektion von Lesesälen; Schaffung von Wandzeitungen und Leitung der Kolchos-Zeitung; Berichterstattung an Moskauer Zeitungen; Einführung von Radio und Wanderkinos etc.« (Benjamin 1991b: 686f.). In diesem Sinne ist das Buch dann auch keineswegs Gipfelpunkt dieser Aktionen, sondern steht »in ihnen« (ebd.: 686). 200