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Simpozij OBDOBJA 37 Erst im Umfeld des Cafés, also im Austausch mit den dort verkehrenden Kollegen des Neuen Clubs und der Lektüre von Zeitschriften ifndet der junge Lyriker zu dem »Ausdruck«, der seinen 1912 erschienenen Gedichtband Die Straßen komme ich entlang geweht schlagartig bekannt machte. Dabei können diese Texte, schon der Titel deutet es an, durchaus exemplarisch für jene Großstadtliteratur stehen, die sich den »Modernisierungsprozessen thematisch und formal zu stellen versucht, sie nachdrücklich in sich aufnimmt« (Anz 1995: 270–271). Ergebnis dieser Neu- ( ) orientierung im Gefolge »einer rapide modernisierten Lebenswelt« ebd.: 271 sind dann die literarischen Errungenschaften des Simultanstils, der Montageästhetik, des nicht-linearen Textaufbaus etc. In der Forschung werden diese Innovationen – als iflmische Schreibweisen – zumeist dem Einlfuss des Films auf die Literatur 6 Doch passen diese Neuerungen auch hervorragend zur Praxis der zugeschrieben. Lektüre, die Wengraf für das Kaffeehaus akzentuiert: Der zerstreute Blick, das lose, ungerichtete Blättern der Seiten, die Wahrnehmung vor allem der Schlagzeilen und des im Druck Hervorgehobenen sind Merkmale auf Seiten der Rezeption, die sich – nun auch auf Seiten der Produktion – sehr wohl in expressionistischen oder dadaistischen Gedichten sowie der experimentellen Prosa etwa eines Benn oder Döblin nachweisen lassen. Doch ist mir nicht daran gelegen, im Kaffeehaus quasi die »Urszene« der 7 Vielmehr möchte ich, bescheidener und wie klassischen Avantgarden auszumachen. zuvor versprochen, von dem jetzt erreichten Punkt zu Benjamins Texten zurückkehren und diese vor dem gerade eröffneten Horizont nochmals hinsichtlich der von Benjamin vorgeschlagenen Praxis einer zeitgemäßen Schreibszene und deren Arbeitsplatz lesen. Benjamin Für Benjamin liegen die Kennzeichen einer modernen Literatur in deren Straßen- tauglichkeit, also jenseits der herkömmlichen literarischen Rahmen bedin gungen, die der Autor vor allem in der Kultur des Buchs erblickt: Mit dem Zerfall dieser, so kann 8 man mit Benjamins Begriffen sagen, »Aura« geht auch der »Kultwert« des Mediums Schrift verloren. Dieses wirft die Fesseln ab, welche ihm von einer bürgerlich-elitären Bildungsordnung angelegt wurden. Treiber dieses Prozesses sind Presse und Reklame, also jene Mediendynamiken, welche die Schrift auf die Straße schicken, d.h. sie von der Tyrannei der Originalität und Werkherrschaft des Autors befreien: »Der Lesende ist dort jederzeit bereit, ein Schreibender [...] zu werden.« (Benjamin 1991b: 688). Doch verfällt Benjamin darüber nicht, wie später Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, in ein kulturkritisches Lamento, sondern versucht, die neuen Schriftverhältnisse produktiv zu machen: »Es ist der Schauplatz der hemmungslosen Erniedrigung des Wortes – die Zeitung also – auf welchem seine Rettung sich vorbereitet.« (Ebd.). Wie muss man sich das genau vorstellen? Damit sind wir wieder bei der Schreibszene in Benjamins Poliklinik angelangt. 6 Vgl. beispielsweise Paech 1997, Rusch et al. 2007 und Schnell 2000. 7 Vgl. Binczek 2013: 594: »[I]ndes [bleibt] die zentrale Stellung des Kaffeehauses für die Herausbildung des modernen Literaturbetriebs und, damit einhergehend, des modernen Literaturverständnisses grund- sätzlich unbestritten.« 8 Beide zitierten Begriffe ifnden sich in Benjamin 1991c: 477, 482. 198