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Simpozij OBDOBJA 37 schreiben, Karten spielen, seine Post empfangen und vor allem eine un begrenzte Zahl von Zeitungen und Zeitschriften konsumieren kann. (Zweig 1944: 23). Und Edmund Wengraf, Essayist und Lyriker, klärt in der Wiener Literatur-Zeitung über die Praxis der Lektüre im Kaffeehaus auf: »Der Kaffeehausleser [...] blättert nur mehr. Zerstreuten Blickes durchlfiegt er die Zeitungen – ein Dutzend in einer Viertelstunde – und nur das Unterstrichene, das Großgedruckte, nur gesperrte Lettern vermögen sein Auge noch ein Weilchen zu fesseln.« (Wengraf 1891: 1f.). Reisen wir nun von Wien nach Berlin, ergibt sich ein ganz ähnliches Bild: Else Lasker-Schüler etwa, die einen Großteil ihres damaligen Lebens an der Seite ihres Mannes Herwarth Walden im Café verbringt, beschreibt in ihrer Kurzprosa S. Lublinski die Vielzahl der »Journale und Zeitschriften« (Lasker-Schüler 1998: 101), welche die Kellner den Gästen bringen. Dazu kommen intensive Gespräche über Literatur sowie auch die Lesung literarischer Texte. (Vgl. ebd.:102). Gleiches berichtet der Dichter Ernst Blass, der das Berliner Café des Westens als »Treffpunkt unspießiger Menschen« (Blass 2009: 178), als Ort sowohl streitbarer Diskussionen wie auch der informativen Lektüre erlebt: »Ich las Zeitschriften, wusste, was los war.«(Ebd.: 173). Diese Statements zusammenfassend, können wir jetzt als einen kurzen Zwischenstand das Folgende festhalten: Das Café ist nicht nur ein Ort der Geselligkeit, des lebendigen Austauschs und des Konsums von Genussmitteln. Es ist auch ein Ort der Literatur, d.h. deren Produktion wie Rezeption: Schreibutensilien liegen parat, den plötzlichen Einfall einzufangen, Zeitungen und Zeitschriften stehen zur Verfügung, um sich Informationen – seien es tagesaktuelle, seien es literarische oder allgemeinbildende – zu beschaffen. Damit erweist sich das Kaffeehaus als ein Schmelztiegel, der, indem er die Schriftsteller einerseits zu Diskussion und Gespräch zusammenführt, andererseits Lesestoff in schon »erdrückender Fülle« bereitstellt, der Literatur neue Wege eröffnet. Eine herausragende Rolle dabei spielt, darauf machen alle fünf Autoren aufmerksam, die Presse. Sie ist, so lässt es sich mit Natalie Binczeks einschlägigem Handbuchartikel aus heutiger Sicht auf den Begriff bringen, das »Bezugsmedium« (Binczek 2013: 595), mit dem das Café zu einem Zentrum des Umbruchs wird, den Benjamin für die Epoche um 1900 beobachtet. In diesem Sinne bleibt es für die Kaffeehausgäste dann auch nicht bei bloßer Lektüre: Schreibmaterial, betont Kraus, liegt »stets zur Hand.« Somit kann die Bedeutung des Kaffeehauses als Ort und Ereignis einer neuen Literatur jetzt kurz – und wiederum mit Binczek – zusammengefasst werden: »Zeit schriften/Zeitungen gab[en] den Ausschlag für die rasante Entwicklung der Kaffeehäuser als literarische Institution«, insofern die im Café ausliegenden Presse- erzeugnisse »relevante Informationen und literarische Beiträge, aber auch stilistische und formale Muster lieferte[n], an welchen sich Literatur [...] orientieren konnte«. (Ebd.). Dabei gilt letzteres nicht nur für die Texte Peter Altenbergs als wohl bekannteste Beispiele sog. Kaffeehausliteratur. Auch Blass erinnert sich an das Café Größenwahn als »Institution« seiner »Erziehung zum Künstler«, in der »auch der Furchtsame, Schweigsame das Reden und den Ausdruck [lernte]«. (Blass 2009: 175). 197