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Simpozij OBDOBJA 37 Wie aber muss man sich diesen Arbeitsplatz nun vorstellen? Was macht dessen Attraktivität genau aus? Das soll im Weiteren anhand eines kurzen Exkurses bzw. im Rahmen einer Diskursanalyse einschlägiger Texte geklärt werde. In einem zweiten Schritt ist dieser Befund dann hinsichtlich Benjamins Konzept eines neuartigen Schriftraums und neuer literarischer Produktionsweisen nochmals zu speziifzieren. Ich werde also auf das bisher Gesagte zurückkommen. Kaffeehaus Kann das Kaffeehaus oder Café im 17. und 18. Jahrhundert mit Jürgen Habermas noch als ein Ort beschrieben werden, der die »Rahmenbedingungen für das kritische Räsonement aufgeklärter Bürger« (Binczek 2013: 594)3 bereitstellt, wandelt es sich um 1900 zu einem halböffentlichen Schauplatz der intellektuellen und literarischen Bohème. In diesem Sinne verknüpft sich der Begriff zunächst und vor allem mit Wien. Aber auch in Berlin, der Stadt, in der Benjamin vor seiner Flucht in das Pariser Exil mit Unterbrechungen wohnt, entwickelt sich eine rege Kaffeehausszene als Treffpunkt von Literaten, bildenden Künstlern und anderen Kulturschaffenden. Zentren dieser Szene sind das Romanische Café und das Café des Westens, spöttisch auch Café Größenwahn genannt. Um 1900 und bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten verkehren an beiden Orten beispielsweise die Schriftsteller Gottfried Benn, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, der Sturm-Kreis um Herwarth Walden sowie Kurt Hiller und die Dichter des Neuen Clubs. Was aber ifnden sie vor? Schauen wir zur Klärung des Sachverhalts auf einige schriftliche Zeugnisse aus dieser Zeit. Beginnen möchte ich diesen Reigen mit drei Wortmeldungen aus Wien, der Kaffee- 4 haus stadt der Welt. Denn dort etabliert sich, was sich dann, als Kaffeehauskultur, auch auf andere europäische Metropolen ausdehnt. 1899 beschreibt Karl Kraus, über dessen Persönlichkeit und Schriften Benjamin einen langen Essay verfasst hat,5 diesen besonderen Ort so: Wer gedenkt nicht der schier erdrückenden Fülle von Zeitungen und Zeitschriften, die den Besuch unseres Kaffeehauses gerade für diejenigen Schriftsteller, welche nach keinem Kaffee verlangen, zu einem wahren Bedürfnisse gemacht hatte? Braucht es den Hinweis auf sämtliche Bände von Meyer’s Conversationslexikon, die, an leicht zugänglicher Stelle angebracht, es jedem Literaten ermöglichten, sich Bildung anzu- eignen? Auf das reiche Schreibmaterial, das für unvorhergesehene Einfälle stets zur Hand war? (Kraus 1979: 269). Stefan Zweig, selbst ein passionierter Kaffeehausgänger, ifndet für die gleiche Konstellation die nachstehenden Worte: Es ist eigentlich eine Art demokratischer, jedem für eine billige Schale Kaffee zugäng- licher Klub, wo jeder Gast für diesen kleinen Obolus stundenlang sitzen, disku tieren, 3 Binczek bezieht sich hier auf Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. 4 Vgl. dazu Riha 1967. 5 Vgl. dazu Fürnkäs 1988: 253ff. 196